Herpes-Impfung beim Pferd

Raus aus der Pflicht, rein in die Verantwortung

Auf die Pferde, fertig und los – am besten mit Herpes-Impfung?! Nun müssen Pferdebesitzer: innen Eigenverantwortung übernehmen.



Was seit dem 15.04.2024 für Turniere zwar keine Pflicht mehr ist, betrifft alle Pferdebesitzer: innen: die eigenverantwortliche Entscheidung darüber, das Pferd gegen EHV-1/4 zu impfen. Ob auf dem Turnier oder nur im Heimatstall: Ein gültiger Impfschutz stellt eine wichtige Basis für die Herpesvirus-Prävention dar. Dies sieht die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) auch weiterhin so: „Die Herpesimpfung bleibt nach wie vor sinnvoll. Und wir empfehlen sie auch“, so FN Generalsekretär Soenke Lauterbach[1]. Dennoch entfällt nun die Impfpflicht für Turniere und es ist umso wichtiger, sich eigenverantwortlich um die Gesundheit seines Pferdes zu kümmern.

 

„Die Impfung bringt doch eh nichts“

Aussagen wie „Wieso sollte ich gegen EHV impfen, wenn mein Pferd trotzdem erkranken kann?“ sind in den Köpfen vieler Reiter: innen verbreitet. Es herrscht die falsche Annahme, dass die Impfung eine Ansteckung mit dem Virus nicht zulässt. Allerdings schützt eine Impfung nicht vor der Ansteckung an sich, sondern sie reduziert die Schwere und Dauer der Symptome sowie die Virusausscheidung der Pferde. So werden Infektionsketten unterbrochen und die Ansteckungswahrscheinlichkeit anderer Pferde im Stall sinkt. Besonders das „leise“, symptomlose Bestehen macht das Virus so gefährlich. Per Tröpfcheninfektion kann es direkt von Pferd zu Pferd im Stall oder auf Turnieren weitergegeben werden, ohne sofortige Bemerkung. Daher sieht die Gesellschaft für Pferdemedizin (GPM) die aktuelle Entscheidung im Turniersport als „Rückschritt mit Wirkung gegen das Tierwohl und den praktischen Tierschutz.“[2]

 

Eine Gefahr auf Turnieren und darüber hinaus

Herpesviren sind in der Pferdepopulation weit verbreitet. Die Pferde infizieren sich untereinander hauptsächlich durch direkten Kontakt.

  • Jedes Pferd hat Kontakt zu anderen Pferden
    • EHV-1 und EHV-4 sind Core Komponenten nach StIKo Vet1
    • Optimaler Schutz gelingt nur durch den Aufbau einer Herdenimmunität

Was die Ansteckung mit EHV-1 und -4 bedeuten kann, wie eine Impfung wirkt und was mögliche Nebenwirkungen sind, haben Tierärztin Dr. Pansegrau im Gespräch mit Annica Hansen im Webinar „Herpes-Impfung: Ein Muss?“ gemeinsam beleuchtet:


Herpes-Impfung beim Pferd: ein Muss?! – Expert:innen-Webinar (youtube.com)


Die häufigsten Community-Fragen zum Thema „Herpes-Impfung“ haben wir beantwortet lassen:

Bringt eine Impfung etwas, wenn der größte Anteil der anderen Pferde im Stall nicht geimpft werden?

Ja, jedes geimpfte Pferd profitiert. Es gibt Untersuchungen, die belegen, dass ein Impfschutz die Schwere und Dauer der klinischen Symptome im Einzeltier reduzieren (respiratorische Erkrankung, Abort, paretisch/paralytische Verlaufsform) kann.

Welche Stelle ist am "besten" / unproblematischsten zu impfen? Hals, Brust oder langer Gesäßmuskel?

Alle genannten Stellen sind zur Impfung per se geeignet und haben ihre Vor- und Nachteile. Welche die „Beste“ ist, kann ihr Tierarzt/ihre Tierärztin vor Ort am besten einschätzen.

Weitere Fragen und Antworten aus dem Webinar finden Sie auch online unter: https://für-hufe-und-pfoten.de/specials/impfen-beim-pferd/

Bei Verdacht auf eine Ansteckung oder ein Herpes-Ausbruch im Stall zeigt das Handout zum Download mögliche Vorgehen.

Zum Handout


[1] https://gpm-vet.de/service/archiv/newsarchiv/46-besucher/news/230-fn-schafft-impfpflicht-gegen-ehv-1-wieder-ab Stand: 05.04.2024,

[2] https://www.pferd-aktuell.de/ausbildung/pferdehaltung/impfung/herpes-impfung Stand: 16.04.2024, und https://www.youtube.com/watch?v=r78nf8mvNDw&t=65s Stand: 18.04.2024